Weihnachtskonzert

(Quelle: Esslinger Zeitung vom 21.12.2015)

Erlebnisse von Flüchtlingen in musikalischen Bildern

PLOCHINGEN: Stadtkapelle stellt in ihrem Weihnachtskonzert Bezüge zu aktuellen Ereignissen her

Die Stadtkapelle Plochingen beweist im Weihnachtskonzert unter der Leitung von Stefan Schomaker, dass sie zu den besten Blasorchestern in der Region gehört.

Von Rainer Kellmayer

Unter dem Motto „Auf der Flucht! Eine Reise ins Ungewisse“ hat der Musikverein Stadtkapelle Plochingen beim Weihnachtskonzert Bezüge zu aktuellen Ereignissen dargestellt. „Wir möchten uns in keiner Weise politisch äußern“, betonte der Vereinsvorsitzende Ralf Krasselt in seiner Begrüßung. Vielmehr wolle man Situationen und Erlebnisse Flüchtender in musikalischen Bildern ausdrücken.

Die Stadtkapelle gab mit ihrem vielseitigen Programm eine gute Visitenkarte ab. Stefan Schomaker – er leitet auch die Musikschule Plochingen und Umgebung – hat im ersten Jahr als Dirigent dem Orchester bereits seinen Stempel aufgedrückt. Sein Ensemble beeindruckte nicht nur mit einer großen und ausgewogenen Besetzung, sondern auch durch eine ansprechende Präsentation der Beiträge. Musikalisch bestens vorbereitet zeigten die Plochinger, dass sie zu Recht in der ersten Reihe der Blasorchester in der Region stehen.

Nach fetzigem Einzug mit Joe Zawinuls „Birdland“ gab es einen Ausflug in die Welt der Filmmusik. Im Breitwandsound erklangen Ausschnitte aus John Barrys Soundtrack zu „Der mit dem Wolf tanzt“. Geheimnisvolle Klänge, wunderschöne Melodien aber auch dramatische Momente setzten das Kopfkino in Gang: Die Bilder wurden vor dem inneren Auge der Zuhörer lebendig. Ob bei der rasanten Achterbahnfahrt von „Roller Coaster“ oder den folkloristischen Anklängen in Betin Günes‘ „Azeri“ – stets zeigte sich die Stadtkapelle den Anforderungen gewachsen, überzeugte durch Präzision und musikalischen Gestaltungswillen. Auf ähnlich hohem Niveau bewegten sich die Jules-Verne-Vertonung „In 80 Tagen um die Welt“ von Otto M. Schwarz und die diffizilen rhythmischen Pattern in „Children of Sanchez“. Ein Medley von Phil Collins bekanntesten Hits wie „Something on the Way to Heaven“ oder „A groovy kind of Love“ begeisterten das Publikum. Nach heftigem Applaus wurde es bei der Zugabe besinnlich: Ein bunter Strauß deutscher Weihnachtslieder stimmte auf die bevorstehenden Festtage ein.

Eingangs hatte das fast 50-köpfige Jugendblasorchester sein Können demonstriert. Von Martin Laukmichel engagiert geführt, setzten die jungen Musikerinnen und Musiker die Lautmalereien von „As the Sun kisses the Alpes at Dawn“ ebenso tüchtig um wie die originalen Blasorchesterklänge der „Sonatina for Band“ von Frank Erickson. Den wunderschönen Melodien aus Johann de Meijs erster Sinfonie folgte mit „Coldplay on Stage“ aktueller Popsound. Mit dem Medley „Helene Fischer live“ eroberte das Jugendblasorchester der Stadtkapelle die Herzen der Zuhörer endgültig.

Neben viel Musik gab es in der Stadthalle auch Ehrungen. Der Präsident des Kreisverbands der Blasmusik Esslingen, Markus Grübel, zeichnete Karl-Heinz Arth für 40-jährige Funktionärstätigkeit mit der Fördermedaille in Gold mit Diamant aus. Diese Medaille erhielt auch Theo Hochbauer für 60 Jahre Musizieren.