Geschichte

Von der Gründung bis ins Jahr 1999

Die ersten Anfänge einer Musikkapelle in Plochingen liegen um 1870. Zu dieser Zeit hatten sich einige Musiker zu einer Kapelle zusammengefunden, um bei Festlichkeiten in Plochingen und in der Umgebung aufzuspielen. Nach nur wenigen Jahren löste die Gruppe sich auf. Einige Musiker der ersten Plochinger Kapelle bildeten 1889 nochmals eine Musikkapelle. Der damalige Kommandant der Plochinger Feuerwehr, Otto Kirchgeorg, warb sie auch als Feuerwehrkapelle an. Die Feuerwehr hatte viele Gelegenheiten, bei denen sie eine eigene Musik zur Unterhaltung gebrauchen konnten. Nach etwa 10 Jahren ging auch diese Musikkapelle wieder ein.

Unser Musikverein geht aus der dritten Plochinger Musikkapelle hervor. Zu Beginn des Jahres 1908 fanden sich mehrere musikbegabte Männer, von denen einige bereits bei der zweiten Plochinger Kapelle mitgespielt hatten, zu einer kleinen Streichkapelle zusammen. Sie hatten sich zur Aufgabe gestellt, die Zuhörer bei Festlichkeiten und anderen Veranstaltungen durch musikalische Darbietungen zu erfreuen. Die Streichkapelle bestand aus 6 Männern. Ihr Dirigent war August Lukacewitz. Um die Veranstaltungen der Freiwilligen Feuerwehr durch gute Blasmusik zu verschönern, gründete der damalige Feuerwehrkommandant Paul Dettinger eine neue Feuerwehrkapelle. Er bat die Mitglieder der Streichkapelle, sich der neu zu gründenden Kapelle als aktive Mitglieder zur Verfügung zu stellen. Mit Begeisterung folgten die meisten der Aufforderung, und so trat die neue Feuerwehrkapelle, verstärkt durch einige weitere Mitglieder noch im Jahre 1908 ins Lebrn. Als Dirigent konnte August Lukacewitz gewonnen werden. In der Feuerwehrkapelle spielten Gottlieb Lutz, Hermann Raile, Wilhelm Creglinger, Imanuel Lutz, Paul Streicher. Fritz Ommerle II, Matthäus Stüber, Karl Köpf, Gottlieb Nagel, Julius Lutz und Robert Dürr mit. Die Instrumente für die neue Kapelle wurden von früheren Männern gestiftet. Die musikalische Ausbildung lag in den Händen von Ernst Kopp, Stadtkapellmeister in Esslingen.

Als Übungsraum diente in den ersten Jahren der Sitzungssaal im alten Rathaus. Die junge Kapelle erfreute sich einer raschen Aufwärtsentwicklung, die jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 jäh unterbrochen wurde.

Während des Krieges konnte die Kapelle mühsam über Wasser gehalten werden. Anfang 1920 traten einige junge musikbegabte Männer in die Kapelle ein. Trotz dieses Zuwachses war mit den seitherigen Mitteln nicht weiter zu kommen. Es fehlte vor allem an Geld. Dem Beispiel vieler anderer Gemeinden im Lande folgend schritt man auch in Plochingen im Jahre 1924 zur Gründung eines Musikvereins. Die Gründungsversammlung fand am 27. Mai 1924 im Gasthaus zum Hirsch statt, Zum 1. Vorstand wurde Christian Wörner gewählt. Die Gründungsversammlung wählte zum 2. Vorstand Paul Streicher, zum Kassier Fritz Henne und zum Notenverwalter Otto Schlecker. Beisitzer wurden Karl Kollmar, Adolf Klein, Fritz Ommerle II, Georg Frey und Fitz Ommerle I. Die übrigen Gründungsmitglieder waren: Otto Ommerle, Matthäus Stüber, Albert und Otto Schlecker, Albert Stimm, Fritz Ommerle III, Christian Henne, Robert Amos, Hermann Bihl, Karl Wörner, Albert Schlögel, Heinrich und Karl Lamparter. Als Dirigent konnte Emil Hahn, Musiker bei der Stadtkapelle Esslingen, gewonnen werden. Zunächst hatte der Musikverein nur vier eigene Instrumente. Vierzehn weitere Instrumente und auch Notenmaterial wurden benötigt. Das Geld hierfür wurde durch Verkauf von Anteilscheinen im Nennwert von einer Mark und drch einige große Spenden aufgebracht.

Eine weitere dringende Aufgabe des Musikvereins war, sein Verhältnis zu der immer noch bestehenden Feuerwehrkapelle zu regeln. Bei der Verwaltungsratssitzung der Feuerwehr arn 30. Juni 1924 kam der Beschluß zustande, daß sich die Feuerwehrkapelle dem Musikverein anschließen solle. Am 5. Juli 1924 wurde dann die Verschmelzung vollzogen. Durch die Vereinigung der Feuerkapelle mit dem Musikverein war endlich in Plochingen eine leistungsfähige Musikkapelle entstanden. Sie bestand aus 26 Männern. Mit ihnen hatte die Kapelle einen raschen Aufstieg zu verzeichnen, was sich auch an den erworbenen Auszeichnungan ablesen läßt. Nach einem Jahr war der Mitgliederstand bereits auf 134 angestiegen. Das einjährige Gründungsfest wurde am 14. Juni 1925 abgehalten. Im selben Jahr wurde der Musikverein Mitglied des Süddeutschen Musikerbundes.

Bereits 1926 konnte der Musikverein in Schwäbisch Gmünd beim Verbandsmusikfest einen 1-a-Preis in der Mittelstufe erringen. Ihm gelang es, 1927 Musikdirektor Gottlob Mahle aus Stuttgart zu gewinnen. Gottlob Mahle war als erfolgreicher komponist und Dirigent bekannt. Unter seiner Dirigentschaft entwickelte sich der Musikverein zu einer der führenden Musikkapellen des Bezirks. Ab 1928 erhielt die Kapelle regelmäßig Auszeichnungen in der Oberstufe. Karl Bubeck übernahm 1928 die Leitung des Vereins. Im gleichen Jahr erhielt die Kapelle eine neue, schmucke Uniform.

Ein herausragendes Ereignis war 1933 das 6. Bezirksmusikfest, das in Verbindung mit dem 10-jährigen Stiftungsfest des Süddeutschen Musikerverbandes in Plochingen durchgeführt wurde. Dieses Fest war für Plochingen ein großer Erfolg.

Ein Jahr später übernahm Karl Wagner die Vereinsleitung. Nach einem Jahr Amtszeit übergab er den Vorsitz an Gustav Mangold. Zu diesem Zeitpunkt begann Otto Ommerle mit 12 Jungmusikern den Aufbau einer Jugendkapelle. Seitdem wird die Nachwuchsarbeit mit Kindern und Jugendlichen im Verein gefördert.

Am 25. Oktober 1936 verabschiedete sich der Verein von seinem langjährigen Dirigenten Gottlob Mahle. Für seine Verdienste um den Verein wurde er zum ersten Ehrendirigenten des Musikvereins ernannt. Die musikalische Leitung der Kapelle übernahm Konzertmeister Karl Gerlach aus Fellbach. Im gleichen Jahr bildete sich auch eine Theatergruppe, die an Weihnachtsfeiern volkstümliche Stücke aufführte. Die letzte Hauptversammlung vor dem Zweiten Weltkrieg fand am 13. Mai 1939 bei Mitglied Ernst Gonser in der „Friedrichshöhe“ statt. 28 Männer waren anwesend.

Das rege Vereinsleben wurde durch den Beginn des Krieges unterbrochen. Die Jüngeren wurden eingezogen, später auch die Älteren. So schmolz die Kapelle immer mehr zusammen, bis schließlich nur noch ein kleiner Stamm von 5 bis 8 Mann für Proben übrig blieb. Dieser kleine Stamm hatte es verstanden, über die Wirren des Krieges Verbindung zu den Kameraden im Felde zu halten. Nachdem die ersten Heimkehrer eintrafen, haben sich Otto Schlecker und Otto Ommerle bemüht, die Kapelle wieder zusammenzubringen. Im Februar 1946 wurde von der Militärregierung die Spielerlaubnis erteilt. Die Instrumente und das Notenmaterial sind dem Verein zum Glück erhalten geblieben. So konnte zunächst unter Otto Ommerle und dann unter dem Ehrendirigenten Gottlob Mahle der Probenbeginn wieder aufgenommen werden.

Nach siebenjähriger Unterbrechung fand am 7. Juli 1946 wieder eine Hauptversammlung statt. Otto Schlecker übernahm die Vereinsleitung. Er wurde unterstützt von Otto Schalber, Albert Schlecker und Paul Streicher. Im Oktober 1946 übernahm der Kirchheimer Musiklehrer Hermann Weber als Dirigent die musikalische Leitung der Musikkapelle. Der musikalische Aufschwung und die Leistungsfähigkeit der Kapelle wuchs zusehends. Plochingen hatte als einer der ersten Orte in der weiteren Umgebung wieder eine Musikkapelle. Öffentliche Konzerte und Besuche bei auswärtigen Musikfesten belebten das Vereinsgeschehen. Die Kapelle hatte längst den Vorkriegsstand erreicht und gehörte zu den leistungsfähigsten im Bezirk. Dies wurde durch einen 1-a-Preis beim 1. Allgäuer Bundesusikfest 1949 in Immenstadt, der gegen stärkste Konkurrenz mit Allgäuer und Österreichischen Kapellen errungen wurde, unter Beweis gestellt.

1948 wurde Plochingen zur Stadt erhoben, und der Musikverein erhielt den Ehrentitel „Stadtkapelle“. In der Hauptversammlung am 29. Januar 1949 legte Otto Schlecker den Vorsitz nieder. Er war bereit, das Amt des 2. Vorsitzenden zu übernehmen. Sein Nachfolger wurde Willy Jäger. Die Vereinsleitung sah sich nun veranlaßt, der Kapelle nach außen hin ein einheitliches Aussehen zu geben. So erhielt die Stadtkapelle im Jahr 1950 eine neue Uniform. Das 1. Kirchweihfest wurde gefeiert. Es sollte zur Tradition werden.

Im Jahr 1951 gelang es dem Musikverein, das Bezirksmusikfest in Plochingen auszurichten. In der Vorbereitung zu dieser großen Veranstaltung erkrankte der Dirigent Hermann Weber. Unter der Leitung des Aushilfsdirigenten, Herrn Sanwald aus Nürtingen, gelang es der Stadtkapelle, beim Wertungsspiel als Ehrenchor die Note „vorzüglich“ zu erhalten.

Wegen der anhaltenden Krankheit von Dirigent Hermann Weber überahm W. F. Norbisrath aus Wernau bis 1953 die musikalische Leitung der Stadtkapelle. Hermann Weber konnte dann die Kapelle wieder übernehmen. Ende 1956 verstarb Ehrendirigent Gottlob Mahle kurz nach seinem 95. Geburtstag. In den folgenden Jahren hatte der Musikverein viele musikalische Auftritte bei den vielfältigsten Veranstaltungen, Jubiläen, Volksfesten und Feierlichkeiten. Im April 1958 wirkte die Stadtkapelle beim Rundfunk in der Sendung „Mit Volksmusik ins Land hinaus“ unter der Leitung von Albert Hofele mit.

1958 legte Willy Jäger sein Amt als 1. Vorsitzender nieder. Er hatte sich stets großer Beliebtheit erfreut und sich hervorragende Verdienste um das Vereinsleben erworben. Sein Nachfolger wurde Ernst Götz. Er war nicht nur ein guter Flötist sondern setzte sich auch für die Belange des Vereins selbstlos ein. Am 4. November 1962 verstarb er. Im Frühjahr 1963 wurde Emil Mayer zum 1. Vorsitzenden gewählt. Dieser war schon vorher als Kapellenleiter erfolgreich tätig.
Die Stadtkapelle war weiterhin musikalisch sehr erfolgreich und gefragt. Unter der Dirigentschaft von Hermann Weber, der gleichzeitig Musikdirektor in Kirchheim war, wurden regelmäßig in Plochingen und Kirchheim Großkonzerte zusammen mit der Stadtkapelle Kirchheim durchgeführt.
Das 40-jährige Stiftungsfest wurde am 12. und 13. September 1964 gefeiert. Die Kapellen aus Altbach, Hochdorf, Reichenbach, Aichschieß, Zell, Ötlingen und Wendlingen kamen zum gemeinsamen Musizieren. Im Juni 1965 mußte Emil Mayer das Amt des 1. Vorsitzenden krankheitshalber niederlegen. Für ihn sprang der damalige 2. Vorstand Hermann Eckert ein. Bei der nächsten Hauptversammlung wurde dann Musikkamerad Eckert die Vereinsführung übertragen.

Bis 1966 hielt der Musikverein jährlich eine Kirchweihveranstaltung ab. Eine gute Tradition hatten damals schon die Faschingsveranstaltungen sowie die Weihnachtsunterhaltung. Im Jahr 1968 bekam die Kapelle eine neue Uniform. Im gleichen Jahr mußte Hermann Weber aus gesundheitlichen Gründen seine Dirigententätigkeit aufgeben. Bis ein neuer Dirigent gefunden wurde, leitete der damalige Vizedirigent Otto Ommerle die Stadtkapelle. Werner Kühn, Soloposaunist an der Württembergischen Staatsoper in Stuttgart, konnte als neuer Dirigent verpflichtet werden. Er brachte die Stadtkapelle zu einer weiteren musikalischen Aufwärtsentwicklung.

Die öffentlichen Weihnachtskonzerte in der Stadthalle mit Konzertbestuhlung wurden seitdem zu einem festen Bestandteil im Kulturleben von Plochingen. Die musikalische Leistungssteigerung konnte bei Wertungskonzerten auch in der Höchststufe (Kunststufe) mit den besten Ergebnissen unter Beweis gestellt werden.

1971 übernahm Artur Koch als Vorstand die Verantwortung für den Verein. Zweiter Vorstand wurde Leopold Kurt Regelmann, der seit 1965 bereits als Kapellenleiter dem Verein in aufopfernder Weise diente. Kassier Richard Göckeler stiftete aus Anlaß der Musikerhochzeit seiner Tochter Heidrun mit Hermann Hofbauer im Jahr 1972 dem Musikverein eine Vereinsfahne. Die Bemühungen zur Gewinnung von Nachwuchskräften für die Stadtkapelle wurde zu dieser Zeit wieder verstärkt. So wurden an den Schulen Werbekampagnen durchgeführt, aus deren Ergebnis eine tatkräftige Jugendgruppe gebildet werden konnte. Unter der Leitung von Dieter Renner wurde diese Jugendgruppe erstmals beim Weihnachtskonzert 1973 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ausbildung erfolgte durch aktive Musiker des Vereins, von denen vor allem die Musiker Richard Göckeier, Ernst Renner, Gustav Wilk und Jugendleiter Dieter Renner zu nennen sind. Dirigent Kühn unterstützte die Jugendarbeit, indem er regelmäßig die Jugendlichen zum Musizieren zusammenholte, um Ihren Leistungsstand zu testen und zu fördern. Zusätzlich erteilte er Jugendlichen Einzelunterricht. Seine Schüler konnte er für die Musik so begeistern und so gut ausbilden, daß einige von Ihnen heute als Berufsmusiker in namhaften deutschen Orchestern mitspielen.

Vom 5. Juli bis 8. Juli 1974 wurde das 50-jährige Juliäum des Musikvereins im Festzelt auf dem Hartplatz neben der Stadthalle gefeiert. Das Jubliäumskonzert gestalteten die Stadtkapellen Esslingen und Plochingen sowie die Orts- und Bundesmusikkapelle Weer/Tirol Bei diesem Festabend wurde Dirigent Werner Kühn von Bürgermeister Eugen Beck zum „Städtischen Musikdirektor“ ernannt. Der Samstagabend des Jubiläums stand im Zeichen einer bunten Unterhaltungsshow. Oscar Heiler führte durch das Programm. Am Sonntag fand ein großer Festzug statt. Zum Abschluß des Festes war der Südfunk am Montag mit seiner Sendung „Musikmarkt“ zu Gast.

Ein Jahr später nahm die Stadtkapelle wieder an einem Wertungskonzert teil. Das Wertungsspiel in Wernau wurde glänzend bestanden. In der Höchststufe konnte der 1. Rang mit Auszeichnung erreicht werden. Beim darauffolgenden Weihnachtskonzert war die Stadthalle bis zum letzten Platz ausverkauft. Auch die Jugendkapelle, die zum ersten Mal mit Karl Schlecker als Dirigent auftrat, zeigte ihr gekonntes Spiel.

Mit dem Weihnachtskonzert 1974 begann eine sehr erfolgreiche Zeit der Jugendausbildung im Musikverein. Karl Schlecker gelang es von 1974 bis 1986 sowohl al Jugendleiter wie Jugenddirigent den heutigen Stamm (2020) der Stadtkapelle zu formen. In dieser Zeit war die Jugendkapelle aus dem kulturellen Leben in Plochingen nicht weg zu denken. Sei es bei Auftritten in Plochingen (Stadtfest, etc.), Weihnachtskonzert oder der sehr erfolgreichen Teilnahme an Wertungsspielen der Kategorie Oberstufe, welche meist immer mit hervorragenden Ergebnissen abgeschlossen wurden. Zeitweise leitetet Karl Schlecker 3 Orchesterformationen im Musikverein. Auch den Unterricht an den Blechblasinstrumenten fand bei ihm und in seinem Musikzimmer in seinem Haus statt. In dieser Zeit gelang es ihm auch den Jugendlichen die Blasmusik so nahe zu bringen, dass einige die Musik auch als ihren Beruf ausgewählt haben. Ausflüge, Probewochenenden und viele andere Aktivitäten sorgten stetig für einen großen Zulauf an Jugendlichen im Musikverein. Ein schwerer Unfall von Karl Schlecker beendete leider die großartige Zeit. Die Anzahl an Jugendlichen in Ausbildung, Konzerten, Ausflügen soll erst wieder Jahre später an Fahrt gewinnen.

Im Januar 1977 wurde Leopold Kurt Regelmann zum 1. Vorsitzenden gewählt. Im gleichen Jahr fand an der Panoramaschule zusammen mit dem Obst- und Gartenbauverein Plochingen das erste Plochinger Rettichfest statt. Seitdem hat sich dieses Fest zur traditionsreichsten Veranstaltung in Plochingen entwickelt.

Bis zum Jahr 1977 konnte die Stadtkapelle in der Stadthalle regelmäßig Proben abhalten. Die alte Halle wurde abgerissen, und eine neue Stadthalle wurde errichtet. Dort konnten aber die Proben nicht mehr stattfinden, da die neue Halle für Theaterzwecke eingerichtet und für häufige Nutzungen vorgesehen wurde. Im ehemaligen katholischen Kindergarten In der Brühlstraße fand der Musikverein eine vorläufige Bleibe. Der Proberaum wurde wegen der akustischen Bedingungen mit Eiersteigen, die von Karl Henne gestiftet wurden, ausgekleidet. Hermann Hofbauer brachte noch zusätzlich Gardinen an den Fenstern an.

Im September 1979 wurde die neue Stadthalle eingeweiht. Ein internationaler Tag schloß sich der Einweihung an. Durch Beziehungen von Musikdirektor Werner Kühn konnte eine niederösterreichische Kapelle aus Zwettl mit 50 Musikern von der Stadtkapelle präsentiert werden. Diese Kapelle fand sehr großen Anklang bei der Plochinger Bevölkerung und auch bei den Mitgliedern der Stadtkapelle. Es wurden enge Bande geknüpft zwischen den Städten Zwettl und Plochingen.

Die neue Stadthalle lieferte auch den gebührenden Rahmen für das jährliche Weihnachtskonzert. Auch im Mai 1980 konnte dies bestätigt werden, als zu Ehren von Musikdirektor Kühn ein Konzert „10 Jahre Werner Kühn“ durchgeführt wurde. Um das Können der Stadtkapelle zu dokumentieren, wurden im selben Jahr Schallplattenaufnahmen gemacht. Auf dieser Schallplatte haben sich auch in hervorragender Weise unsere Jugendkapelle und das „Kleine Ensemble“ verewigt.

Nach dem Besuch der Zwettler Musikfreunde war für das Jahr 1981 ein Gegenbesuch vereinbart worden. Der Ausflug fand vom 15. bis 17. Mai anläßlich der Kuenringer Ausstellung statt. Diese Ausstellung wurde mit einem Konzert der Stadtkapelle Plochingen und dem Musikverein C. M. Ziehrer eröffnet. Der Ausflug ins Waldviertel vertiefte die Freundschart der beiden Kapellen und war der Beginn der Partnerschaft zwischen den beiden Städten Zwettl und Plochingen.
Im folgenden Jahr besuchte die Stadtkapelle die Heimat des Dirigenten. Die Tage in Coburg und an der Zonengrenze brachten den Reiseteilnehmern unvergessliche Eindrücke.

Während der Vorbereitungen auf das 60-jährige Jubiläum mußte der langjährige Vorstand und Kapellenleiter Leopold Kurt Regelmann aus gesundheitlichen Gründen zurückreten. In der Hauptversammlung am 21. Januar 1983 wurde Hans-Dieter Zeiske zum Vorsitzenden gewählt. Mit frischem Elan und organisatorischem Talent brachte er tatkräftig die Vorbereitungen zum großen Jubläum voran. Am 15. Juni 1984 wurden bei einem Festkonzert, das gemeinsam mit den Freunden aus Zwettl veranstaltet wurde, Jubilare und verdiente Mitglieder geehrt. Das große Jubiläumsfest fand vom 29. Juni bis 2. Juli 1984 im Festzelt in den Schafhausäckern statt. Der Festreigen wurde durch einen Plochinger Heimatabend eröffnet. Neben der Stadtkapelle sorgten der Sängerbund Liederkranz, der Volkstanzkreis, die Singgruppe des Schwäbischen Albvereins, das Hauptorchester der Harmonikafreunde, die Jazztanzgruppe des Turnvereins, der Josef Seliger Chor, der Altspielerring der Harmonikafreunde und das Kleine Ensemble des Musikvereins für ein abwechslungsreiches Programm. Am Samstagabend produzierten Show-Künstler eine großartige Stimmung. Nach einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag zogen 29 Gruppen und Kapellen in einem eindrucksvollen Festzug durch die Straßen von Plochingen. Dieses große Jubiläum wurde durch einen Kindernachmittag und durch einen „Frohen Ausklang“ am folgenden Montag abgeschlossen.
Die folgenden Jahre wurden nicht ruhiger und die Aktivitäten des Vereines nahmen zu. Die Faschingsveranstaltungen in der Stadthalle, die Platzkonzerte, das Rettichfest mit dem Obst- und Gartenbauverein und das Weihnachtskonzert wurden feste Bestandteile des Jahresprogrammes. Daneben hatte sich in Zusammenarbeit des Kleinen Ensembles mit den Gartenfreunden am Vatertag in der Kleingartenanlage Harnesteig ein sehr erfolgreiches und beliebtes Fest entwickelt. Zusätzlich spielte die Stadtkapelle bei den verschiedensten Festen und Veranstaltungen In Plochingen und auch in der Umgebung. Musiker- und Vereinsausflüge sorgten für Geselligkeit und förderten die Kameradschaft.

Im Jahr 1987 fand ein Vereinsausflug nach Zwettl statt. Die Stadtkapelle und viele fördernde Mitglieder fuhren zum 100-jährlgen Jubiläum unseres befreundeten Musikvereins C. M. Ziehrer. Die herzliche Gastfreundschaft und die vielen Eindrücke vom Waldviertel blieben bei allen Reiseteilnehmern in guter Erinnerung. Die Freundschaft zwischen den beiden Kapellen und auch zwischen beiden Städten wuchs zusehends. Auch die regelmäßigen Besuche von kleinen Abordungen zum traditionellen Leopoldi-Konzert in Zwettl und zum Weihnachtskonert in Plochingen förderten die Beziehungen.

Dem erfolgreichen Musikdirektor Kühn zu Ehren wurde im darauffolgenden Jahr ein Festkonzert „20 Jahre Werner Kühn“ gewidmet. In unermüdlicher Vitalität und Schaffenskraft hat der Jubilar ein anspruchsvolles Programm zur Aufführung gebracht. Sein musikalisches Wirken in und auch für Plochingen wurde durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Jahre 1988 honoriert. Stadtkapelle und Jugendkapelle ehrten ihn aus diesem Anlaß mit einem Ständchen vor seinem Haus.

Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Musikvereins war das gemeinsame Fest mit dem Schwäbischen Albverein im Jahr 1989. Die Plochinger Ortsgruppe feierte „100 Jahre Schwäbischer Albverein Ortsgruppe Plochingen“ und der Musikverein „100 Jahre Blasmusik in Plochingen“. Anläßlich des Festkonzertes erhielt der Musikverein für seine Tradition und sein herausragendes musikalisches Wirken die vom Bundespräsidenten verliehene Pro-Musica-Plakette. Selbstverständlich feierten unsere Zwettler Freunde mit uns dieses Ereignis und beteiligten sich an dem Festkonzert.

Die Sorgen um das Probelokal in der Brühlstraße wuchsen ständig. Denn zum einen war es fraglich, ob das Gebäude abgerissen werden sollte, um einem Schulneubau zu weichen, und zum anderen befand sich das Haus in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Es hätte dringend renoviert werden müssen. Über Jahre zog sich der Entscheidungsprozess bezüglich der weiteren Nutzung des Gebäudes und des Geländes hin.

In der Hauptversammlung am 9. Februar 1990 mußte Hans-Dieter Zeiske aus beruflichen Gründen nach 7 sehr erfolgreichen Jahren das Amt des Vorsitzenden an Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß übergeben, der bis zum heutigen Tag die Verantwortung für den Verein trägt. Das Weihnachtskonzert 1990 war gleichzeitig das Abschiedskonzert von Musikdirektor Werner Kühn, der aus gesundheitlichen Gründen den Taktstock aus der Hand legen mußte. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger machte sich der Musikverein nicht leicht. In der Übergangszeit leitete Vizedirigent Gustav Wilk die Stadtkapelle, so wie sein Onkel Otto Ommerle als Vizedirigent 1968 die Kapelle übergangsweise dirigiert hatte. Dank seines vorbildlichen Einsatzes und der Kameradschaft der Kapelle konnte die Zeit der Suche unbeschadet überstanden werden. Im April 1991 übernahm der Musikverein kurzfristig die Austragung der Wertungsspiele des Kreisverbandes in Plochingen. Ein mehrtägiger Ausflug nach Zwettl schloß sich an. Eine spontane Weinprobe mit Plochingens Bürgermeister Beck im Weinkeller des Weingutes Schloß Gobelsburg und ein Serenadenkonzert im Innenhof des selben Weingutes bleiben unvergesslich.

Ab September 1991 übernahm Hermann Schneider, Hornist am Badischen Staatstheater Karlsruhe, die Leitung der Stadtkapelle. Seine Fähigkeit als Dirigent konnte er am 27. Juni 1993 mit der Stadtkapelle in Herbolzheim beim Wertungsspiel unter Beweis stellen. In der Höchststufe wurde ein sehr gutes Ergebnis erzielt.

Im Herbst des selben Jahres mußte der Musikverein das Probelokal in der Brühlstraße räumen. Der Abbruch des Gebäudes stand unmittelbar bevor. In einer vorbildlichen und kameradschaftlichen Aktion der gesamten Stadtkapelle und vieler fördernder Mitglieder wurde der Umzug in die jetzigen Räumlichkeiten durchgeführt. Die Suche nach einem geeigneten Raum war sehr schwierig. Eine Stadtkapelle mit ca. 60 Musikerinnen und Musikern braucht zum Proben viel Platz. Die Instrumente und das umfangreiche Notenmaterial mußten geeignet untergebracht werden. Nach langer, intensiver Suche und vielen Gesprächen mit der Stadtverwaltung konnte ein Probelokal gefunden werden. Ein glücklicher Umstand brachte eine Lösung. Weil das Hallenbad und die Schulen an die Fernwärme angeschlossen worden waren, konnten der ehemalige Heizungsraum und das Tanklager neben dem Hallenbad für eine andere Nutzung verwendet werden. Die Räumlichkeiten mußten zunächst umgebaut und eingerichtet werden. In vielen Stunden haben fleißige Hände des Vereins ein Musikerheim geschaffen. Bis zur Fertigstellung des Musikerheimes konnten die Proben in der Stadthalle durchgeführt werden.

Das Festkonzert zum 70-jährigen Jubiläum gestalteten die Stadtkapelle und der Musikverein C. M. Ziehrer wieder gemeinsam. In freundschaftlicher Verbundenheit lieferten beide Kapellen den festlichen Rahmen für das Jubiläum und die Ehrungen für verdiente Mitglieder. Unter der Leitung des Ehrendirigenten Werner Kühn bildeten beide Kapellen zusammen ein Großorchester. Am letzten Wochende im Mai 1994 wurde mit vielen Gastkapellen im Dettinger Park ein zünftiges Fest gefeiert. Das Jubiläumsjahr schloß mit dem Abschiedskonzert von Hermann Schneider, der aus gesundheitlichen und beruflichen Gründen seine Arbeit in Plochingen beenden mußte. Sein Nachfolger wurde Andre Waltemate. Nach kurzer Zeit mußte wiederum ein Nachfolger gesucht werden. Seit September 1995 dirigiert Volker Wälde die Stadtkapelle.

An Pfingsten 1996 feierte die Stadt Zwettl das 25-jährige Jubläum der Zusammenlegung zur Großgemeinde. Die Stadtkapelle wurde zu den Feierlichkeiten eingeladen. Beim Wiedersehen mit den Zwettlern Freunden konnten Erinnerungen aufgefrischt werden. Ein über 2 Stunden dauernder Festzug durch Zwettl stellte die Fähigkeit zum Marschieren unter Beweis.

Die Eröffnung der Landesgartenschau in Plochingen im Jahre 1998 und auch der Abschluß der 6-monatigen Plochinger Großveranstaltung wurde musikalisch von der Stadtkapelle umrahmt. Aus diesem Anlaß erhielt die Kapelle eine neue Einheitskleidung.

Seit 1997 laufen die Vorbereitungen für das anstehende 75-jährige Jubiläum. Viele fleißige Hände bereiten die Jubliäumsveranstaltungen vor. Auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände soll an frühere Veranstaltungen auf dem alten Festplatz angeknüpft und eine Großveranstaltung im Jahr nach der Gartenschau zur Belebung des Parkes durchgeführt werden. Ein Wiedersehen mit den Freunden aus Zwettl steht bevor. Im letzten Jahr vor der Jahrtausendwende wird der Musikverein in einem würdigen und angemessenen Fest seiner Tradition gedenken, mit vielen Freunden und der Plochinger Bevölkerung ein fröhliches Fest feiern und hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.


Die Geschichte/Chronik lebt immer von persönlichen Erinnerungen, welche manchmal für den einen oder anderen Betrachter nicht vollständig oder korrekt sind. Hier bitten wir um Nachsicht und würden uns freuen wenn sie uns diesbzgl. unterstützen und uns kontaktieren.